Nachrichten Anschauungen über Europa / 2
London, Juni 2005. Der selbsternannte Aktivist Ray Egan, hier verkleidet als die britische Symbolfigur John Bull, steht vor den Houses of Parliament und dankt Frankreich und Holland für die Abwehr der EU-Verfassung. (AFP)

"Farewell", Kontinent

Manche Engländer haben genug vom Projekt Europa: Sie ärgern sich über einen 14 Milliarden Pfund hohen Beitrag an die Bürokraten im fernen Brüssel und darüber, dass Großbritannien mit seinem Bruttoinlandsprodukt hinter Norwegen hinterherhinkt. Daniel Hannan, Tory-Abgeordneter im EU-Parlament, träumt von dem Tag, da die britische Insel zur Offshore-Oase für Investoren aus aller Welt wird, und nennt zehn Gründe zum Austritt aus der EU.

Veröffentlicht am 29 Dezember 2009 um 09:30
London, Juni 2005. Der selbsternannte Aktivist Ray Egan, hier verkleidet als die britische Symbolfigur John Bull, steht vor den Houses of Parliament und dankt Frankreich und Holland für die Abwehr der EU-Verfassung. (AFP)

1. Seit wir 1973 der EWG beigetreten sind, verzeichnen wir Überschüsse gegenüber allen Kontinenten der Welt – nur nicht gegenüber Europa. In diesen 27 Jahren haben wir den anderen Mitgliedsstaaten gegenüber ein Handelsdefizit von durchschnittlich 30 Millionen Pfund pro Tag auflaufen lassen.

2. Für 2010 liegt unser Brutto-Beitrag an die EU bei 14 Milliarden Pfund. Zum Vergleich: Alle von George Osborne bei der Tagung der Konservativen angekündigten Reduzierungen würden insgesamt sieben Milliarden Pfund pro Jahr an Regierungsausgaben einsparen.

3. Laut den eigenen Zahlen der EU-Kommission liegen die jährlichen Kosten für die EU-Bestimmungen 600 bis 180 Milliarden Euro über dem, was der Binnenmarkt an Vorteilen bringt.

4. Die Gemeinsame Agrarpolitik kostet jede Familie jährlich 1200 Pfund an höheren Lebensmittelkosten.

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5. Ohne Einbindung in die Gemeinsame Fischereipolitik könnte Großbritannien wieder bis zu 200 Seemeilen oder bis zur "Median Line" über seine Gewässer verfügen. In diesem Gebiet liegen ca. 65 Prozent der gesamten Fischvorkommen der Nordsee.

6. Nacheinander weigern sich die britischen Regierungen anzugeben, in welchem Verhältnis die inländischen Gesetze aus Brüssel stammen, doch eine gründliche Untersuchung durch den deutschen Justizminister hat gezeigt, dass 84 Prozent der Gesetzgebung in Deutschland aus der EU kommt.

7. Ohne Einbindung in die EU könnte Großbritannien viel liberalere Handelsabkommen mit Drittländern abschließen als mit dem Gemeinsamen Außenzolltarif möglich ist.

8. Die europäischen Länder mit dem höchsten Bruttoinlandprodukt pro Kopf sind Norwegen und die Schweiz. Proportional gesehen exportieren beide mehr in die EU als Großbritannien.

9. Ohne Einbindung in die EU könnte Großbritannien eine deregulierte, konkurrenzfähige Offshore-Oase sein.

10. Ach ja, und eine Demokratie wären wir dann auch wieder.

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