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Kommt jetzt die Neuformierung? Von links: Felipe González, Helmut Kohl, Jacques Delors, François Mitterrand, Margaret Thatcher

EWG, die ideale Formierung

Er schätzt Europa und seine Vielfalt, aber er glaubt nicht an eine kulturelle Gemeinsamkeit, die das Konstrukt "Europäische Union" rechtfertigt. Ehrgeizige Politiker und machthungrige Technokraten verlangen von den Bürgern eine Solidarität, die es nicht gibt. Leon de Winter hält ein Plädoyer für die Rückkehr zur Wirtschaftsgemeinschaft.

Veröffentlicht am 25 Mai 2010 um 14:40
Kommt jetzt die Neuformierung? Von links: Felipe González, Helmut Kohl, Jacques Delors, François Mitterrand, Margaret Thatcher

Bei meinem ersten Besuch Europas jenseits der Grenzen der Niederlande muss ich etwa acht Jahre alt gewesen sein. Mein Vater machte mit uns einen Tagesausflug an die Mosel. Beim zweiten Mal, als wir einige Tage in Nordfrankreich auf einem Bauernhof verbrachten, war ich zehn. Mit fünfzehn habe ich eine Belgien-Rundfahrt auf dem Moped gemacht. Mit sechzehn habe ich am Strand von Saint Raphaël geschlafen. Mit siebzehn versuchte ich, mich in einer Herberge für vagabundierende Hippies im Norden von London an Mädchen ranzumachen (klappte ganz gut). Mit zwanzig stand ich in Prag am Grab Kafkas. Doch ein Europäer bin ich nie geworden.

Mir ist nie klar, was Menschen damit sagen wollen, dass sie sich als Europäer bezeichnen. Für mich ist und bleibt Europa ein geografischer Begriff für einen Haufen von Landfortsätzen im Westen Asiens. Anders als in Asien, wo niemand ernsthaft auf die Idee käme, eine Asiatische Union zu gründen, glauben aber manche Europäer an die Existenz von so etwas wie einer europäischen Kultur, die erst in ihrem ganzen Reichtum erblüht, wenn es keine Grenzen mehr gibt. Solche Europäer wollten eines Tages die Europäische Union gründen.

Als in den Niederlanden das Referendum zur Europäischen Verfassung abgehalten wurde, habe ich Position gegen diese Verfassung und die Idee eines supranationalen europäischen Staates bezogen. Nicht aus Engstirnigkeit, Provinzialismus oder Fremdenhass, obwohl man mir all dies vorwarf, sondern weil mir der Wert einer Verfassung fraglich erscheint, die ich nicht in ihrer Ausgangssprache lesen kann... Zum Originalartikel auf Spiegel-Online.

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Eine Währung ohne Staat

Wir haben den "Euro ohne Europa", so steht es auf dem Titelblatt der Zeitschrift Limes, in einer Ausgabe, die sich mit den Ereignissen beschäftigt, welche die EU diesen Monat ins Rampenlicht stellten: die Griechenlandkrise, Deutschlands Zweifel, die Abbremsung bezüglich Integration und Osterweiterung. Ein Aspekt dominiert jedoch: die Frage der Eurozone. Was noch vor ein paar Monaten als die bedeutendste Errungenschaft Europas galt, hat sich inzwischen als "eine Währung ohne Staat" erwiesen, enstanden aus dem delikaten Kompromiss zwischen zwei radikal entgegengesetzten Standpunkten, findet die italienische geopolitische Zeitschrift. Einerseits ist da das Ideal einer starken, stabilen Währung, in deren Namen Deutschland bereit war, im Austausch gegen das grüne Licht für die Wiedervereinigung 1990 mit der DDR seine geliebte D-Mark zu opfern, andererseits die geostrategische Notwendigkeit einer Erweiterung, die erst die Mittelmeerländer und dann die ehemaligen Ostblockstaaten in den Einfluss- und Stabilisierungsbereich Europas zog. So hat also eine Finanzkrise ausgereicht, um diesen Widerspruch aufzudecken und das "Undenkbare" wahrscheinlich zu machen, nämlich den Berliner Beschluss, das "Experiment" sei nun "vorbei" und man werde den Euro aufgeben und zum einstigen monetären Einflussbereich zurückkehren.

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