Brüssel betreibt moralischen Dirigismus

Wie ein Land Gleichberechtigung sicher stellt, ist seine ureigene Sache. Brüssel sollte sich nicht einmischen. Denn am Problem für die Frauen ändert es nichts, und macht sich durch moralischen Dirigismus noch unsympathischer.

Veröffentlicht am 15 November 2012 um 17:12

Ja, sie ist immer noch da: die berühmte gläserne Decke, die Frauen den Zugang zu wichtigen Posten verwehrt. Aber Decken sind kein Schicksal. Es sind Menschen, die über Beförderungen entscheiden; es sind Menschen, welche die Bedingungen und das Umfeld festlegen, nach denen sich Veränderungen im Beruf vollziehen. Menschen? Meist sind es Männer. Die müssen sich zunehmend für ihr Dasein rechtfertigen - schon deshalb kann niemand behaupten, es ändere sich nichts.

Eher Blendwerk sind allerdings die Beförderung von Frauen zu stellvertretenden Stellvertreterinnen (eines Mannes, natürlich) oder kostenlose Bekenntnisse betagter Chefs, sie seien jetzt plötzlich für eine strikte Frauenquote. Wer die fordert, sollte aus Gründen der Glaubwürdigkeit sofort zurücktreten - jeder ist schließlich ersetzbar, und wer wollte bestreiten, dass genügend qualifizierte Frauen zur Verfügung stehen.

Eine Frauenquote für Aufsichtsräte löst einstweilen auch kein Problem der zahlreichen Mütter, die im Beruf hängengelassen werden - von Arbeitgebern und den eigenen Ehemännern gleichermaßen.

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