„Unser Land befindet sich im Krieg“, sagte der französische Präsident François Hollande am 26. Juli, nachdem nahe Rouen ein Priester vor den Augen seiner Gemeinde von zwei Angreifern ermordet worden war, die behaupteten, dem Islamischen Staat zu dienen. Regierungschefs fühlen sich in diesen Zeiten gezwungen, so etwas zu sagen, aber sie senden die falsche Botschaft.
Französische Flugzeuge bombardieren bereits IS-Kräfte in Syrien, man könnte es also eine Art Krieg nennen. Aber das war nicht das, was Hollande meinte. Er sagte, Frankreich sei irgendwie zu Hause im Krieg und fuhr fort „unsere Demokratie ist das Ziel, und sie wird unser Schild sein. Wir werden zusammenstehen. Wir werden diesen Krieg gewinnen.“
Die Franzosen brauchten sicherlich Ermutigung, denn sie sind nach der Ermordung von 84 Menschen durch einen LKW fahrenden islamistischen Terroristen in Nizza noch immer geschockt. Aber die Worte sind falsch, denn – wenn die Franzosen zu Hause im Krieg sind, wen bekriegen sie denn? Die offensichtliche Antwort: französische Muslime. Und genau das ist der Schluss, zu dem die französischen Bürger nach dem Willen des Islamischen Staates kommen sollen.
Ich behaupte nicht, dass den zwei irregeleiteten muslimischen Teenagern, die den Angriff durchgeführt haben – beide waren in Frankreich geboren – die Strategie hinter der IS-Terrorkampagne in Europa bewusst war. .
Aber Männer, die die Politik des IS festlegen und die islamistischen Websites kontrollieren, die junge europäische Muslime dazu drängen, diese schrecklichen Taten zu begehen, wissen, was sie wollen. In Frankreich wollen sie antimuslimischen Hass anregen, die Mehrheit gegen diese unterprivilegierte Minderheit aufbringen und den Sieg von Marien Le Pen, der Vorsitzenden der neofaschistischen, antimuslimischen und gegen Immigranten eingestellten Front National, in der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr sicherstellen.
Wenn die terroristischen Anschläge christliche und post-christliche französische Bürger radikalisieren und zu weitverbreiteter antimuslimischer Gewalt führen, könnte Le Pen sogar die nächste Präsidentin Frankreichs werden.
In Deutschland verfolgt der Islamische Staat die gleiche Strategie, obwohl das Land für islamischen Extremismus weniger empfänglich ist: relativ wenige der Muslime in Deutschland sind Araber, und der IS ist eine arabische Organisation.
Der axtschwingende afghanische Jugendliche in einem Zug bei Würzburg, der am 18. Juli fünf Menschen verletzte, und der gescheiterte syrische Asylbewerber, der sich am 24. Juli in Ansbach vor einem Musikfestival in die Luft sprengte und 15 Personen verletzte, verkündeten beide ihre Loyalität zum Islamischen Staat.
Aber der achtzehnjährige deutsche Jugendliche iranischer Herkunft, der am 22. Juli in München neun Menschen ermordete, die bis auf einen alle Teenager waren, hatte psychische Probleme und war besessen von Amokläufen in Schulen und dem norwegischen Massenmörder Anders Breivik. Der syrische Asylbewerber, der am 24. Juli in Reutlingen eine Frau mit einem Dönermesser ermordete, kannte das Opfer und die Polizei sagte, es handele sich vermutlich um eine „Beziehungstat“.
Dennoch waren beide Männer Muslime, und viele Deutsche sind der Meinung, es habe gerade eine Welle mörderischen islamistischen Terrors gegeben.
Warum will der Islamische Staat eine antimuslimische Gegenreaktion in europäischen Ländern? Weil das noch mehr europäische Muslime radikalisieren wird und populistische Politiker an die Macht bringen könnte, die einen „Krieg gegen den Islam“ führen wollen.
Die Ideologie des Islamischen Staates behauptet, die gesamte muslimische Welt würde vom bösen Westen angegriffen und nur der IS könnte sie erfolgreich verteidigen. Nur wenn die tatsächliche Zielgruppe in der arabischen Welt diese Lüge glaubt, kann der IS hoffen, Unterstützer und letzten Endes eventuell politische Macht in den arabischen Ländern zu gewinnen.
Deshalb war es falsch von François Hollande zu sagen, dass Frankreich sich zu Hause im Krieg befinde. Worte sind wichtig, und er spielt den Terroristen in die Hände.
Deshalb wird es im Oktober voraussichtlich islamistische Angriffe in den USA geben. Sie müssten nicht groß sein, um Millionen in die Arme von Donald Trump zu treiben, und nichts würde ISIS besser gefallen, als ein Präsident Trump.
Aus dem Englischen von Heike Kurtz (DVÜD)