Unglücksrabe "Bester Freund"

In Spanien sagt man, dass er seiner Angebeteten "Fantas spendiert". Die Person des tapferen Jungen, dessen Liebe meist unbeantwortet bleibt, inspiriert jedoch in allen Sprachen mehr oder weniger respektvolle Ausdrücke.

Veröffentlicht am 24 Juli 2009 um 11:07

Das spanische Wort "pagafantas" (ein 'Fantaspendierer') ist in den letzten Monaten und nicht zuletzt durch den neuen Film Pagafantas (2009) im spanischen Kino und im Internet sehr populär geworden. Der aus "pagar" ('kaufen') und "fantas" ('Fantas') zusammengesetzte Term verweist auf die Sorte Männer (die Anzahl der weiblichen pagafantas ist im Gegensatz dazu recht lächerlich), die sich das unerlässliche Ritual nicht nehmen lassen, unermüdlich für ihre Angebetete da zu sein, obwohl diese offensichtlich null Interesse zeigt. Heimlich hoffen sie, dass die Señoritas, wenn sie zu Erfrischungsgetränken (Fanta!), Kino, Eis oder ins Restaurant eingeladen werden, schon irgendwann die wahre Natur des besten Freundes entdecken würden (was bekanntlich nur in den seltensten Fällen passiert).

In ständiger Lauerstellung nutzt die gewiefte Mademoiselle den Liebeskranken für ihr Herzensgeplänkel aus, was die Illusionen des betrogenen pagafantas, die beste Freundin endlich verführen zu können, nur noch verschärft. Diese Situation kann sich ewig in die Länge ziehen, bis 'sie' dem Verzweifelten nach einigen Monaten oder sogar Jahren mit folgendem Slogan den Laufpass gibt: "Ich sehe Dich nur als guten Freund, Du würdest eine Andere viel glücklicher machen!" oder "Du bist wie ein Bruder für mich." Und wieder hat der notorische pagafantas ein paar Jahre mit unrealistischen Träumereien verloren.

Auch wenn es im Rest von Europa keine konkrete Übersetzung für den pagafantas gibt, ist das Phänomen weit verbreitet und keinesfalls exklusiv in Spanien. Die Engländer sprechen ganz wortwörtlich von der "best friend love" (Liebe zum besten Freund), wobei der unglücklich Verliebte seiner Angebeteten eine "shoulder to cry" on (Schulter zum anlehnen, zum ausheulen). Auch die Franzosen sprechen in dieser Hinsicht vom Phänomen "bon copain" (dem 'guten Freund'), eine recht niedliche Bezeichnung für einen geborenen Loser wie den pagafantas.

Deutsche und Polen sind da um einiges grausamer: Im Deutschen bezeichnet man solch ein männliches Anhängsel, das von der werten Damenwelt gern ausgenutzt wird, spielerisch als Maskottchen wegen seiner Ausdauer, an den Mädels zu kleben, wahlweise auch gern als Klette. Der Pole ist um einiges animalischer und vergleicht den unglücklichen Lover mit einem 'treudoofen Hund' (wierny jak pies).

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Auch 883, eine italienische Band aus den Neunzigern, kennt das Phänomen nur allzu gut und hat sogar ein Lied dazu geschrieben: 'La regola dell amico' ('Die Regel des besten Freundes'). "La regola dell’amico non sbaglia mai/Se sei amico di una donna/Non ci combinerai niente/Mai lo vorrai/Rovinare un cosi bel rapport" [Die Beste-Freund-Regel liegt niemals daneben/ Bist Du der beste Freund einer Frau/Wird nie etwas daraus/ Denn niemals würdest Du/ eine so schöne Freundschaft zerstören wollen!]. Die Moral des Songs ist in wenigen Worten etwa folgende: Wenn Dir ein Mädel gefällt, rück ihr nicht allzu nah auf die Pelle - oder Du riskierst es, für immer der pagafantas zu bleiben!

von Alvaro Sanchez

Übersetzung : Katharina Kloss

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