Modèle unique de la compagnie, le Boeing 737-800 est aménagé pour réduire les coûts au maximum.

Europa nach Ryanair (3/3)

Neun Länder für 500 Euro. Die beiden Journalisten des Monde beenden ihre Reise durch den europäischen Kontinent mit einer Feststellung: Mit der irischen Fluggesellschaft ist das Reiseziel so nah – und doch so fern.

Veröffentlicht am 15 Juli 2011 um 14:19
Modèle unique de la compagnie, le Boeing 737-800 est aménagé pour réduire les coûts au maximum.

4. TAG

NICHT MINDERUNGSFÄHIGE ENTRICHTUNGEN

Auch sie fliegen mit Ryanair, um zu sparen. Dachten sie zumindest... Mit drei kleinen Kindern hatten Liam und Deirdre Ryan tatsächlich kaum eine andere Alternative, um ihren Urlaub außerhalb ihrer grünen Insel zu verbringen. Er leitet einen kleinen Baubetrieb im Norden von Dublin, sie unterrichtet Irisch an Schulen. Dabei sind die Ryans sogar Besitzer eines Wohnmobils. „Doch die Überfahrt auf das Festland kostet 1700 Euro. Dazu kommt noch das Benzin, das immer teurer wird, und die Platzgebühren auf den Campingplätzen...“, erklärt das Paar. Der Hin- und Rückflug nach Katalonien über den Flughafen Reus (80 Minuten Busfahrt von Barcelona) hat die Ryans 1100 Euro gekostet. „Ein vernünftiger Preis. Das Billigste, das wir gefunden haben“, tröstet sich Liam, der natürlich auf ein besseres Geschäft gehofft hatte. Aber siehe da. Zunächst hat Ryanair kürzlich den Durchschnittspreis für seine Tickets (39 Euro) um 12 Prozent erhöht, wegen des plötzlichen Anstiegs der Ölpreise.

Zweitens spart man als Gruppe die verschiedenen Gebühren nicht ein. So zum Beispiel die sechs Euro Provision für Kreditkartenzahlung (außer mit der Mastercard Prepaid): Selbst wenn mehrere Tickets mit ein und derselben Karte bezahlt werden, wird die nicht minderungsfähige Gebühr für jeden Hin- und jeden Rückflug jedes einzelnen Passagiers erhoben! Ebenso wird der Online-Check-in jeweils mit sechs Euro berechnet und mit der Anzahl von Flügen multipliziert. Werden dazu noch ein oder mehrere Koffer aufgegeben (zwischen 15 und 40 Euro, je nach Gewicht, Jahreszeit und Anzahl...), ist die zu schluckende Pille noch bitterer.

Da versteht man besser, warum den Passagieren so viel am kostenlosen Handgepäck liegt. Unter der ausdrücklichen Bedingung, dies sei hier wiederholt, dass es die an Bord erlaubte Größe und das Höchstgewicht nicht überschreitet... Das mindeste, was man sagen kann, ist, dass die Reisenden nicht überall gleich behandelt werden. In Trapani, Frankfurt, Riga und Reus warf niemand auch nur einen Blick auf unsere Koffer. In London und Charleroi hingegen wurden sie peinlich genau gewogen und mussten in den Testkorb passen, einen Metallständer mit den zugelassenen Dimensionen.

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Die Angst, den Koffer für 40 Euro aufgeben zu müssen, führt zu seltsamen Anblicken. Da knien – mitunter sehr vornehme – Männer und Frauen auf allen Vieren mitten im Flughafen auf dem Boden und packen ihre Sachen von einem Koffer in den anderen um. Manche Passagiere stülpen sich hemmungslos Pullover und Mäntel über, um ihr Gepäck leichter zu machen.

Andere zwängen es mit Gewalt in den Metallkorb und bekommen es dann nicht unbeschadet wieder heraus. In Dublin muss ein Mitglied einer Fußballmannschaft – die zu einem Spiel in Porto fliegt – seine Reisetasche halb ausleeren, damit sie, zusammengedrückt, den Test besteht. Eine außerordentliche „Comédie humaine“ spielt sich unter den Augen der großen irischen Schriftsteller ab, deren Bildnisse die Wände des Flughafens schmücken. „Die Lüge scheint anfangs süß, doch sie endet immer bitter“, lesen wir neben dem Porträt von Lady Gregory (1852-1932).

5. TAG

VATRY, SO FERN VON PARIS

Man muss eine Reise gebührlich beenden können. Wir kannten den Flughafen Vatry im Département Marne bereits, weil wir letztes Jahr an der Eröffnung neuer Geschäftslinien für den Gütertransport in diesem Terminal teilgenommen hatten. Wir erinnerten uns allerdings nicht daran, wie schwer man von dort ins 160 km entfernte Paris gelangt. Das Ziel, das immerhin „Paris-Vatry (Disney)“ heißt, richtet sich an Touristen, die Disneyland und/oder die französische Hauptstadt besichtigen wollen. Das Flugzeug aus Porto ist genau pünktlich um 15.05 Uhr gelandet. 45 Minuten später startet das einzige direkte Transportmittel nach Paris: ein Bus, der bis vor den Eiffelturm fährt... wo er um 19.45 Uhr ankommen soll, also vier Stunden und 40 Minuten nach der Landung! Das Fahrzeug hält unterwegs an drei Disney-Hotels.

Wie eine Angestellte des Flughafens entwaffnend frisch lächelt: „Wenn Sie Zeit haben, ist das ganz einfach.“ In der Tat. Es bietet sich noch eine andere Lösung: Mit dem Bus bis zum Bahnhof von Châlons-en-Champagne und von dort mit dem Zug zum Gare de l’Est. Es macht nichts, dass dieser letzte Transfer mehr kostet (36,90 Euro) als unser letzter Flug (32,50 Euro). Keine drei Stunden nach der Landung, so wird uns versprochen, sollen wir in Paris sein. Ein Klacks – oder fast. Eine „mutwillige Sachbeschädigung“ auf dem Bahngleis verursacht eine 30-minütige Verspätung. Nur ruhig bleiben. Das wird schon. Werfen wir, falls nötig, einen Blick auf unsere „wunderheilende“ Uhr.

Aus dem Französischen von Patricia Lux-Martel

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