Público (Madrid) : "Und jetzt ist Frankreich dran" ; De Morgen (Brüssel) : "Euroland zittert". Die Presse (Wien) : "Frankreich bangt un sein AAA-Rating"

Erst Lähmung, dann Panik

Das Zögern der europäischen Entscheidungsträger sowie die Gerüchteküche sind die Gründe für die neuen Börsenabstürze weltweit. Damit der Euro von dem Strudel nicht mitgerissen wird, ist eine finanzielle Integration nötig. Und nur Angela Merkel kann den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben.

Veröffentlicht am 11 August 2011 um 13:51
Público (Madrid) : "Und jetzt ist Frankreich dran" ; De Morgen (Brüssel) : "Euroland zittert". Die Presse (Wien) : "Frankreich bangt un sein AAA-Rating"

Die Beruhigung, die der Eingriff der Europäischen Zentralbank vom letzten Montag brachte, sollte nur von kurzer Dauer sein: Die Börsenplätze weltweit erlebten gestern einen seit der Finanzkrise von 2008 beispiellosen Paniktag. Madrid insbesondere stürzte in nur neun Handelszeiten um 17 Punkte ab.

Nun ist zu befürchten, dass die französischen Anleihen die nächste Zielscheibe der spekulativen Bewegungen werden, was die Aufregung nur vergrößert. Der französische Präsident kam ohne zu zögern aus dem Urlaub zurück – eine Entscheidung, die viel über den Ernst der Lage aussagt. Sogar die wohlwollenden Erklärungen der Ratingagenturen taten nur wenig dazu, die Lage zu beruhigen.

Sarkozy wird gewiss nicht der einzige sein, der seinen Urlaub abbrechen muss, und der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Durão Barroso, dürfte so bald wie möglich nach Brüssel zurückkehren, um diese überaus ernste Situation anzugehen. Auch Zapatero wird wohl dasselbe tun, angesichts der Folgen der katastrophalen Konjunktur für die spanische Wirtschaft und das Finanzsystem, ganz zu schweigen von der Verarmung der Familien.

Europas Zukunft hängt von Deutschland ab

Das Ziel des Gipfels vom 21. Juli, nämlich das Übergreifen der Schwierigkeiten von den bedrängten Ländern auf Spanien zu vermeiden, wurde ganz offensichtlich nicht erreicht. Die EZB musste Italien und Spanien, die jeweils dritt- und viertgrößte Wirtschaftsmacht der Eurozone, in letzter Minute retten; Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaft, steht bereits im Visier. Kann Deutschland mit seinem unverschämten Wohlstand die Lage weiter ignorieren?

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Bis jetzt beugte sich Angela Merkel bei den Gipfeltreffen widerwillig der Mehrheitsmeinung, die den Rettungsaktionen gegenüber wohlgesinnt war – die dann im Fall Griechenland allerdings nicht funktionierten. Daher nun ein interner Aufstand, der die politische Stabilität Deutschlands zunehmend bedroht. Alles weist darauf hin, dass es bald nur noch nur noch zwei Lösungen geben wird: entweder eine komplette budgetäre Integration der Eurozone, die von vielen deutschen Wirtschaftswissenschaftlern abgelehnt wird, oder das Verschwinden der Einheitswährung, was das Todesurteil für das europäische Projekt bedeuten würde.

Merkel hat bis jetzt ein unerschütterliches Engagement für Europa bewiesen, doch sie war auch dazu fähig, in so schwerwiegenden Fragen wie etwa der Atomenergie eine Kehrtwende zu vollziehen. Wieder einmal hängt Europas Zukunft von Deutschlands Entscheidung ab. (pl-m)

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