Es ist auch unser Krieg

Veröffentlicht am 18 Januar 2013 um 16:09

Was geschehen musste, ist geschehen: Mit der Ausweitung des Konfliktes in Mali auf Algerien wird die französische Militäroperation zu einem langen und schwierigen Krieg. Gekämpft wird seit einer Woche, um das Voranschreiten der islamistischen Miliz zu blockieren, die den Norden von Mali kontrolliert. Frankreich kann nicht darauf hoffen, diesen Krieg allein zu gewinnen. Es ist auf die Hilfe seiner europäischen Partner oder sogar der NATO angewiesen.

Der militärische, humanitäre und diplomatische Einsatz der 27 ist umso angebrachter, als die derzeitige Krise das Resultat einer seit langem bekannten Situation ist, vor der die Mitglieder der EU lieber den Kopf in den Sand gesteckt haben. In ihrer Strategie zur Entwicklung der Sahel-Zone (vom März 2011) gibt die EU sehr wohl an, dass Al Qaida „direkt” und „indirekt” Teile der Region kontrolliert. Sie setzt aber mehr auf Entwicklungshilfe und regionale Kooperation als auf die Bekämpfung der islamistischen Miliz.

Darin liegt nichts Verwunderliches. Es handelt sich hierbei um einen Sektor, in dem die EU sich anerkanntermaßen auskennt. Damit ignoriert sie allerdings eines der größten Hindernisse — das Haupthindernis sogar — für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region, die trotz allem ein beneidenswertes Wirtschaftswachstum aufzuweisen hat.

Die Europäer scheinen die Hindernis gewordenen Islamisten nicht anders angehen zu wollen als mit guten Absichten, einigen Transportflugzeugen und der Entsendung von Ausbildern für die Armeen vor Ort. Diese sind aber absolut nicht dazu in der Lage, den abgehärteten und motivierten Djihadisten die Stirn zu bieten. Das wurde zum wiederholten Male an diesem Donnerstag während der Notsitzung der Außenminister der EU deutlich.

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Doch alles deutet darauf hin, dass dies nicht ausreichen wird, um die Region von der Bedrohung zu befreien, die von den Milizen ausgeht. Dies gilt ebenso für die direkt in den Konflikt verwickelten Länder als auch für Europa. Ihre Neutralisierung — kann man überhaupt mit ihnen verhandeln? — ist eine wesentliche Bedingung für die Stabilisierung der Region und ihr Wirtschaftswachstum. Noch genießen die Europäer ein gewisses Wohlwollen vonseiten der Bevölkerung, die mit der Realität oder der Aussicht auf eine Diktatur durch die islamistischen Banden konfrontiert ist.

Ob wir wollen oder nicht, dieser Krieg ist aufgrund seiner Auswirkungen auch unserer. Die Europäer sollten lieber den Kopf aus dem Sand hervorziehen und Verantwortung übernehmen, sei es allein oder geschlossen innerhalb der EU. Und zwar besser, solange sie noch Sympathie in der Region genießen.

Aus dem Französischen von Signe Desbonnets

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