Symbole, nichts als Symbole. Am 14. Juli wurde erstmals ein aus dem ehemaligen sowjetischen Block stammender Politiker, der ehemalige polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek, zum Präsidenten des Europaparlaments ernannt. Dieses Ereignis hat die Hoffnungen und Wünsche wahr werden lassen, die man vor etwa 30 Jahren in den polnischen Schiffswerften hegte, freut sich Gazeta Wyborcza. Jedoch weist die Warschauer Tageszeitung auch darauf hin, dass "die alten Mitglieder der EU ihn nach seinen Taten bewerten und auf diesem Wege darüber urteilen werden, ob die neuen Mitglieder schon europäisch genug sind, ob sie auch wirklich wie sie denken."
Zwei Tage später haben die zwei ehemaligen polnischen Präsidenten – Lech Walesa und Aleksander Kwasniewski –, ein ehemaliger tschechischer Präsident – Václav Havel – und andere Persönlichkeiten der Region einen offenen Brief an Barack Obama veröffentlicht. "Vergessen Sie uns nicht und beschützen Sie uns vor Moskau", so lautet im Wesentlichen die Nachricht des Briefes, der auch den Wunsch nach der Installation eines amerikanischen Raketenschutzschildes erneuerte, ein Projekt, zu dem innerhalb der EU keinerlei Abstimmungen stattgefunden hatten. So als ob diese Männer und Frauen, die den Kurs ihres jeweiligen Landes in Richtung Demokratie und Europäische Union verkörpert haben, von vornherein damit gerechnet haben, dass Brüssel und die anderen Hauptstädte des westlichen Kontinentes ihre Sorgen nicht teilen würden.
Altes Europa, neues Europa. So hatte Donald Rumsfeld, der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister, den Unterschied formuliert, der sich nun weiterhin zu bestätigen scheint. Da kommt man schon mal ins Träumen. Beispielsweise davon, dass hinter der Entscheidung, einen Polen mit einer der Schlüsselposition der Union zu betrauen, keinerlei Hintergedanken stecken. Oder dass sich die Vorstellungen von der Welt und ihren Herausforderungen in Prag, Paris, London und Berlin ziemlich ähnlich sind, nur um nicht den Eindruck zu vermitteln, dass allein Amerika handlungsfähig ist.
Während der Chef einer sich noch im frühkindlichen Stadium befindenden europäischen Diplomatie, Javier Solana, seinen Abtritt ankündigt, könnte man sich auf der Suche nach seinem Nachfolger eigentlich nach einem Europäer umsehen, der dazu fähig ist, von Ost nach West im Namen aller zu sprechen.