Er gehört mit Goethe zur Pflichtlektüre in den Schulen deutschsprachiger Länder. Aber jetzt wird Franz Kafka Opfer einer “Hinrichtung”, und zwar “von der EU gefördert”, titelt die Frankfurter Allgemeine. Entgeistert berichtet die Zeitung von einem “handfesten Skandal”, den die österreichischen Kollegen von der Kronenzeitung aufgedeckt haben: Es geht um den das österreichische Verlagshaus Gehlen und Schulz, das derzeit ungefragt Schulen im deutschsprachigen Raum mit Kartons voller Gratisexemplare von Kafkas “Das Schloss” beglückt. Eine schätzenswerte Großzügigkeit, würde die Ausgabe nicht vor Fehlern nur so strotzen. Die FAZ, die bekanntermaßen beim Thema nicht mit sich spaßen lässt, zählt allein auf der ersten Seite neun Rechtschreibfehler. Angesichts der zahlreichen Klagen legt der Verleger der stolzen Auflage von 2 Millionen Exemplaren seinen Paketen nun folgende Erklärung bei: “Wir haben [die Fehler] irgendwann einfach zugelassen. Aus ökonomischen Gründen einerseits, andererseits ist Literatur ja auch kein Rechtschreib-Wettbewerb.”
“Dreist und skandalös wird es, sobald man sich die Finanzierung ansieht.” Laut dem Verleger ist das Projekt von der EU mit einer sechsstelligen Summe unterstützt worden. Man habe bei der Sache nicht schlecht verdient, sagt er der FAZ. “Die Pressestelle der Europäischen Kommission hat eine zügige Stellungnahme zugesagt, die aber dennoch auf sich warten lassen könne, ‘weil man da tief graben muss’.”