Schuldenkrise

Panikwelle in Frankreich

Veröffentlicht am 11 November 2011 um 12:04

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"Ist nach Griechenland und Italien nun Frankreich an der Reihe?" fragt Le Monde auf ihrer Titelseite. Grund dafür ist eine von den Finanzmärkten ausgelöste Panikwelle hinsichtlich der Qualität der französischen Staatsverschuldung. Am Donnerstag, den 10. November, erreichte die Abweichung der Rendite der französischen und deutschen zehnjährigen Titel einen neuen Höchstwert von über 170 Basispunkten.

Die Diskrepanz spiegelt den Unterschied wider, mit dem die Investoren die beiden Länder betrachten, obwohl beide weiterhin die Bestnote AAA erhalten. Libération zufolge kann man die Abweichung durch einen "massiven Rückgang der Einsatzbereitschaft der Banken am Markt der Staatsverschuldungen" erklären. Denn die europäischen Investoren entledigten sich in hohem Ausmaß der Staatsverschuldung von "gefährdeten" Ländern der Euro-Zone:

"Dieses allgemeine Rette-sich-wer-kann wurde von den deutschen Banken eingeführt. Die Deutsche Bank hat Ende Juli 8 Milliarden der italienischen Schulden abgestoßen, was die Talfahrt der Halbinsel auslöste. […] Vom einen zum nächsten greift die Panik nun auf jeden über. Alle wollen schwache Geldbestände loswerden. […] Das Schlimmste an der Sache ist, dass das Misstrauen in die Eurozone vor allem von den Akteuren der europäischen Märkte genährt wird — Banken, Versicherungen, Rentenfonds… — und nicht von auswärtigen Etablissements", betont die französische Tageszeitung.

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Die Nervosität an den Finanzmärkten gegenüber der französischen Staatsverschuldung wurde zudem noch von einem groben Fehler der Rating-Agentur Standard&Poor's verstärkt, die im Laufe des 10. November irrtümlicher Weise an einige ihrer Abonnenten eine "Nachricht" sendete, in der angekündigt wurde, dass sie die Note Frankreichs herabsetzen wolle. Diese Information wurde von "S&P" dementiert, berichtet Le Monde. Die Zeitung erinnert des Weiteren daran, dass die Agentur Moody's Mitte Oktober "dem AAA Frankreichs einen ersten Seitenhieb verpasst hatte, als sie meldete, dass sie sich drei Monate Zeit gebe um zu ermessen, ob der stabile Ausblick der Note weiterhin gerechtfertigt sei."

Schließlich reagierte die EU-Kommission in Person des Wirtschaftskommissars Olli Rehn am Donnerstag, den 10. November. Dieser forderte Paris nach der Veröffentlichung des zweiten Sparpaketsdurch den Ministerpräsidenten François Fillon am Montag dazu auf, "2013 weitere Maßnahmen zu ergreifen, um Frankreichs exzessives Haushaltsdefizit auszugleichen." "Nach Einschätzungen von Brüssel sollte sich das Defizit nur leicht um 5% des BIP innerhalb von zwei Jahren verbessern können. Dies ist weitaus mehr als die 3%, zu denen sich Frankreich gegenüber der Kommission verpflichtet hatte", bemerkt Libération.

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