Gipfel in Davos

Cameron trommelt gegen Deutsche und Franzosen

Veröffentlicht am 27 Januar 2012 um 12:44

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“Cameron attackiert die Eurozone”, lautet der Titel der Financial Times nach dem, was der britische Premierminister selbst als eine “nachdrückliche Zurechtweisung” Deutschlands beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos (Schweiz) bezeichnete.

Cameron, der an Berlin appelliert hatte, als Beitrag zur Beilegung der Eurokrise mehr Mittel und Garantien zur Verfügung zu stellen, äußerte sich besonders unverblümt zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer, indem er diese Initiative als “reinsten Wahnsinn” bezeichnete.

In seiner Rede, so die Financial Times weiter –

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… kam die anhaltende, tiefe Frustration der britischen Politiker angesichts der Führungsrolle Deutschlands in der Eurozone zum Ausdruck. Sie forderte eine wesentlich wirksamere Brandmauer zur Vermeidung von Ansteckungseffekten innerhalb der Eurozone und befürwortete eine gemeinsame europäische Anleihe. Ebenso war sie eine Aufforderung an die wirtschaftlich starken Länder, ihre Handelsbilanzüberschüsse in demselben Maße zu reduzieren wie sich die schwachen Länder bemühen, ihre Defizite zu minimieren.

In der Zwischenzeit, so die Times, sah sich der Premierminister auch in eine “neue Runde von den Ärmelkanal überschreitenden Spannungen” mit Frankreich verstrickt.

Cameron und der Londoner Bürgermeister Boris Johnson fürchten, der französische Sozialist François Hollande, mit dessen Sieg bei den französischen Präsidentschaftswahlen im Mai zu rechnen ist, könnte den “wirtschaftlichen Rettungsplan der EU zum Scheitern bringen und die City untergraben”, so The Times.

In einem am 26. Januar veröffentlichten 60-Punkte-Manifest versprach Hollande, “das Fiskalpaket der EU, das am Montag verabschiedet werden soll, zunichte zu machen”, so die Londoner Tageszeitung. Darüber hinaus machte er die Finanzwelt

… zu seinem wichtigsten Sündenbock. Er versprach 15 Prozent mehr Steuern auf die Gewinne von Banken, das Verbot des Handels mit ‘toxischen’ Finanzinstrumenten, die Verbannung von Stock Options, eine Obergrenze für Bonuszahlungen und die schnelle Einführung einer Besteuerung sämtlicher Finanztransaktionen.

Der Londoner Bürgermeister bezichtigte Hollande “kurzfristiger politischer Rachsucht.”

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