Die europäischen Zulassungskriterien für Pestizide sind zu lax: So lautet die Schlussfolgerung eines Berichts, der am 3. April von zwei Nichtregierungsorganisationen veröffentlicht wurde, berichtetLe Monde.
Nach Angaben des Pestizid-Aktions-Netzwerks Europa (PAN Europa) und von Générations Futures hätten die Europäische Union und EU-Mitgliedsstaaten rund 50 Moleküle (10 Pestizide) zugelassen, die vermutlich dem Menschen und der Umwelt schaden. Die Substanzen wurden dank einer Ausnahmeregelung („Wiedervorlage“) zugelassen, die es ermöglicht, die EU-Richtlinie von 1991 über die Bedingungen des Inverkehrbringens von Pflanzenschutzmitteln innerhalb der Europäischen Union zu umgehen.
„Wie so oft bei EU-Vorschriften, ist die Sache etwas kompliziert“, schreibt Le Monde und führt aus:
Die Industrie, erklärt im Großen und Ganzen die EU-Kommission, hatte in der Tat die Möglichkeit, freiwillig eine Substanz während des Evaluierungs-Verfahrens vom Markt zu nehmen, um so von einer Gnadenfrist bis Ende 2011 zu profitieren, bevor das Molekül definitiv vom Markt zurückgezogen werden sollte... Zeit für die Unternehmen, ein Mini-Dossier zur „Wiedervorlage“ einzureichen [weniger restriktiv hinsichtlich der Toxizität des Produkts]. Diese beschleunigte Prozedur, betont hingegen Brüssel, sei aber nur möglich, „wenn es keinen klaren Hinweis auf schädliche Wirkungen bei der ersten Evaluation seitens des Bericht erstattenden Mitgliedsstaats“ gab. Die Nichtregierungsorganisationen sehen das ganz anders.Der Präsident von Générations Futures François Veillerette sieht im Zulassungsverfahren ein „Geschenk“ an die Industrie und spricht von einer „Billig-Zertifizierung“. Die Organisationen berichten, dass bei 87 Molekülen der Weg über diese Abkürzung genommen wurde. 64 hätten dabei bereits eine endgültige Zulassung bekommen.
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