EU zu lax im Umgang mit Pestiziden?

Veröffentlicht am 4 April 2012 um 15:42

Die europäischen Zulassungskriterien für Pestizide sind zu lax: So lautet die Schlussfolgerung eines Berichts, der am 3. April von zwei Nichtregierungsorganisationen veröffentlicht wurde, berichtetLe Monde.

Nach Angaben des Pestizid-Aktions-Netzwerks Europa (PAN Europa) und von Générations Futures hätten die Europäische Union und EU-Mitgliedsstaaten rund 50 Moleküle (10 Pestizide) zugelassen, die vermutlich dem Menschen und der Umwelt schaden. Die Substanzen wurden dank einer Ausnahmeregelung („Wiedervorlage“) zugelassen, die es ermöglicht, die EU-Richtlinie von 1991 über die Bedingungen des Inverkehrbringens von Pflanzenschutzmitteln innerhalb der Europäischen Union zu umgehen.

„Wie so oft bei EU-Vorschriften, ist die Sache etwas kompliziert“, schreibt Le Monde und führt aus:

Die Industrie, erklärt im Großen und Ganzen die EU-Kommission, hatte in der Tat die Möglichkeit, freiwillig eine Substanz während des Evaluierungs-Verfahrens vom Markt zu nehmen, um so von einer Gnadenfrist bis Ende 2011 zu profitieren, bevor das Molekül definitiv vom Markt zurückgezogen werden sollte... Zeit für die Unternehmen, ein Mini-Dossier zur „Wiedervorlage“ einzureichen [weniger restriktiv hinsichtlich der Toxizität des Produkts]. Diese beschleunigte Prozedur, betont hingegen Brüssel, sei aber nur möglich, „wenn es keinen klaren Hinweis auf schädliche Wirkungen bei der ersten Evaluation seitens des Bericht erstattenden Mitgliedsstaats“ gab. Die Nichtregierungsorganisationen sehen das ganz anders.Der Präsident von Générations Futures François Veillerette sieht im Zulassungsverfahren ein „Geschenk“ an die Industrie und spricht von einer „Billig-Zertifizierung“. Die Organisationen berichten, dass bei 87 Molekülen der Weg über diese Abkürzung genommen wurde. 64 hätten dabei bereits eine endgültige Zulassung bekommen.

Das Beste vom europäischen Journalismus jeden Donnerstag in Ihrem Posteingang!

Für die Pestizid-Gegner ist das „Geschenk“ die Folge einer Absprache mit der agrochemischen Industrie, um Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen.

Tags
Interessiert an diesem Artikel? Wir sind sehr erfreut! Es ist frei zugänglich, weil wir glauben, dass das Recht auf freie und unabhängige Information für die Demokratie unentbehrlich ist. Allerdings gibt es für dieses Recht keine Garantie für die Ewigkeit. Und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um weiterhin unabhängige und mehrsprachige Nachrichten für alle Europäer veröffentlichen zu können. Entdecken Sie unsere drei Abonnementangebote und ihre exklusiven Vorteile und werden Sie noch heute Mitglied unserer Gemeinschaft!

Sie sind ein Medienunternehmen, eine firma oder eine Organisation ... Endecken Sie unsere maßgeschneiderten Redaktions- und Übersetzungsdienste.

Unterstützen Sie den unabhängigen europäischen Journalismus

Die europäische Demokratie braucht unabhängige Medien. Voxeurop braucht Sie. Treten Sie unserer Gemeinschaft bei!

Zum gleichen Thema