Schuldenkrise

Italien glaubt sich sicher

Veröffentlicht am 13 Juni 2012 um 13:49

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Die Spekulationen, dass nach Spanien möglicherweise Italien finanzielle Unterstützung von der EU brauchen wird, haben auf der Halbinsel einen regelrechten Aufschrei verursacht, beginnend beim Regierungschef: „Italien ist nicht in Gefahr“ zitiert La Stampa Mario Monti in ihrer Schlagzeile.

Am Vortag hatte er die Bemerkungen der österreichischen Finanzministerin Maria Fekter, Italien könne es wie Spanien ergehen, barsch zurückgewiesen.

Nachdem Madrid die EU um Unterstützung für die spanischen Banken ersuchte, sind die Kurse an der Mailänder Börse eingebrochen und die Zinssätze der italienischen Staatsanleihen übersprangen die symbolische 6-Prozent-Marke.

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Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble gibt Mario Monti Recht. In einem Interview mit La Stampa erklärte er, dass „Rom nicht in Gefahr“ sei, aber nur unter der Bedingung, dass „die Regierung ihren Kurs entschlossen fortsetzt.“

„Die Idee, dass die italienischen Banken Hilfe benötigen, weil die spanischen welche brauchen, ist schlichtweg absurd“, kommentiert Stefano Lepri in La Stampa:

In den Zahlen gibt keinen Grund, dass die Sorgen um unser Land wachsen, in der wachsenden Verwirrung in der Politik vielleicht aber schon. [...] Die Probleme der Eurozone sind derart ausgewuchert, dass man die Böswilligkeit jener, die gegen Italien spekulieren und die Ängste der Menschen verwechselt. Die neue Intervention zu Gunsten von Spanien ist eine gute Nachricht. Die Irrationalität der Märkte scheint es geschafft zu haben, binnen eines Tages aus einer guten Nachricht eine schlechte machen.

Il Sole 24 Ore schreibt:

Jene die hofften, dass eine rasche und ausnahmsweise präventive Intervention der Euro-Gruppe zu Gunsten der spanischen Banken, wenn schon nicht Frieden, dann aber wenigstens eine Atempause bescheren würde, haben sich gründlich geirrt. Die Finanzmärkte scheinen der widerstrebenden Feuerwehrmänner müde zu sein. Sie lassen sich immer weniger von halbherzigen Maßnahmen überzeugen, wo aus Solidarität lediglich hier und dort ein Loch gestopft wird, und zwar mit einem Minimum an Mitteln. Wo man vor drastischen und gründlichen, sprich glaubwürdigen, Maßnahmen zurückschreckt. Der Flächenbrand breitet sich aus und wird möglicherweise die Gemeinschaftswährung verschlingen. Nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien ist nun Italien an der Reihe. Und als Zwischenspiel vermutlich ein fünftes Rettungspaket: In den kommenden Tagen wird Zypern um Hilfe für seine Banken bitten.

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