Das Wall Street Journal berichtet, dass Bulgarien „in Reaktion auf die immer schlechter werdenden Wirtschaftsbedingungen und die steigende Ungewissheit bezüglich der Aussichten“ der Eurozone „die lange gehegten Pläne zur Übernahme der gemeinsamen Währung auf unbestimmte Zeit eingefroren hat“. In einem Interview mit dem WSJ erklärten Ministerpräsident Bojko Borissow und Finanzminister Simeon Djankow, Bulgarien fahre nun schon das dritte Jahr in Folge eine Sparpolitik und die Risiken einer Euro-Mitgliedschaft seien für ihr Land zu groß.
„Die Dynamik hat sich in unserer Denkweise und auch bei der Öffentlichkeit verlagert... Heute sehe ich in einem Beitritt zur Eurozone keinerlei Vorteile – nur Kosten“, betonte Djankow. Weiter sei es auch „nicht sicher, wie die Regeln lauten und wie sie wohl in ein oder zwei Jahren aussehen“. Ministerpräsident Borissow argumentierte, die Uneinigkeit über die Ausmaße der Sparpolitik werde auch in Zukunft ein Problem für die gemeinsame Währung darstellen. Er meint, man werde jetzt
bestimmt eine immer tiefer werdende Spaltung in Europa erleben, weil viele Regierungen nicht auf die schwierigen Entscheidungen vorbereitet sind, die sie treffen müssen. Das ist wie bei einem verwöhnten Kind, das nicht zum Zahnarzt gehen will, um seine schlechten Zähne behandeln zu lassen, obwohl die Operation nötig ist.
Der EUObserver weist darauf hin, dass „Bulgarien bereits die wirtschaftlichen Kriterien für eine Teilnahme am Euro [erfüllt], da es sein Haushaltsdefizit 2011 auf 2,1 Prozent reduziert hat. Dieses liegt also deutlich unter der Drei-Prozent-Grenze, die im Stabilitäts- und Wachstumspakt aufgeführt ist.“ Die Nachrichtenwebsite erwähnt auch, dass der Gesinnungswechsel des Landes nicht mit den existierenden Abkommen übereinstimmt: „Im Rahmen ihrer EU-Mitgliedschaft müssen alle EU-Mitgliedsstaaten mit Ausnahme von Großbritannien und Dänemark der gemeinsamen Währung beitreten.“