Werden Bankiers einen Eid leisten müssen?

Veröffentlicht am 27 September 2012 um 12:49

Das Vorhaben, einen Disziplinarrat für niederländische Bankiers zu schaffen, der sich an dem für Mediziner und Anwälte orientieren soll, „strapaziert das Nervenkostüm der Bankangestellten“, berichtet NRC Handelsblad. Das von der Zweiten Parlamentskammer vorgeschlagene Projekt wird der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager prüfen, der bereits am 24. September angekündigt hatte, den bisher freiwilligen Eid durch einen Pflichteid zu ersetzen, und einen Disziplinarrat zu schaffen, der im Fall eines Eidbruchs Sanktionen verhängen kann. Mit diesem Projekt könnten fragwürdige Praktiken eingeschränkt werden, erklärte der Jurist Edgar du Perron gegenüber der Zeitung:

Bankangestellte könnten dadurch mehr Standhaftigkeit gegenüber ihren Vorgesetzten erlangen [...] und den Verkauf des einen oder anderen Produkts mit der Begründung ablehnen, dass dieser [disziplinare] Folgen hätte.

Allerdings wird diese Maßnahme nicht ausreichen, um eine neue Krise zu vermeiden. Das weiß auch Edgar du Perron:

Wird ein Beruf selbstverwaltet, ist das ungefähr so, als würde ein Fleischer sein eigenes Fleisch kontrollieren. Zudem wird es schwierig werden, die Regeln des Disziplinarrats auch wirklich zur Anwendung zu bringen. Insbesondere dann, wenn die Aktivitäten eines Bankiers das ganze Finanzsystem gefährden [...], wie dies bei Jérôme Kerviel bei der Société Générale der Fall war. Wer sind ihre Kunden? Wer kann sie beim Disziplinarrat anzeigen?

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In ihrer Kolumne bezeichnet die Tageszeitung den Vorschlag zwar als „logisch“, äußert aber eine Reihe von Vorbehalten bezüglich der „Definition des ‚Bankier’-Begriffs“. Zudem

ist es nun einmal so, dass Risiken in Kauf genommen werden müssen. Sonst würde es uns derzeit nicht so gut gehen. Aus diesem Grund sollte man sich vielmehr dafür einsetzen, dass die Gesellschaft die Folgen dieser Risiken nicht ausbaden muss, anstatt die Angestellten des [Banken]sektors plötzlich zu einheitlich gutem Benehmen erziehen zu wollen. Die scharfe Trennung von Kredit- und Investitionsbanken ist und bleibt die beste Lösung.

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