„Der IWF verlangt das Ende der überspannten Sparpolitik in Ländern wie Spanien“, titelt El País. Am 11. Oktober fand die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Tokio statt und IWF-Chefin Christine Lagarde rief dazu auf, den Ländern „mehr Zeit“ für die Umsetzung der Sparmaßnahmen zu geben.
Diese Erklärung, so El Pais, bezeichnet ...
... den Höhepunkt einer kopernikanischen Wende in der Auffassung, die der IWF von der Krise hat. Diese Auffassung ging von einer radikalen Orthodoxie zu [...] einem Realismus mit vielversprechenden Aussichten über. Insbesondere unter den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, angefangen bei Deutschland, sollte man versuchen, diese Entscheidungen zu verstehen und zu verarbeiten.
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Die Tageszeitung aus Madrid resümiert die „vier Elemente“, durch welche die spanische Wirtschaft in den Mittelpunkt der Schlussfolgerungen des IWF gestellt wird:
Spanien liegt bei den Wachstumsprognosen für 2013 weltweit auf dem vorletzten Platz. Seine Rettung durch die EU ist dringend nötig, um neue Turbulenzen zu vermeiden. Wenn die spanische Regierung dies beantragt, dann müssen die reicheren Länder wie Deutschland es begünstigen. Den Randstaaten müssen längere Zeiträume zugestanden werden, um ihren Verpflichtungen bei der Reduzierung des Haushaltsdefizits nachzukommen.
Lagardes Erklärungen fielen mit einer erneuten Herabstufung des spanischen Ratings durch die Agentur Standard & Poor’s zusammen: von BBB+ auf BBB-, nur eine Stufe über dem Ramsch-Status (trash bond). Eine Entscheidung, die von El País als „miserable Disqualifizierung“ bezeichnet wird,...
... denn sie vermischt eine kritische Analyse, die der des IWF ähnelt, mit einer dramatisierenden, hyperpolitisierten Rhetorik, um sich als angeblicher, über jeden Zweifel erhabener Schiedsrichter zu positionieren. Diese Agentur – und andere auch – müsste über die Effektivität ihrer Analysen nachdenken.