Bald könnte der Vorhang über das ehrgeizige Projekt der Union fallen, Europa an Russland vorbei einen Zugang zu einer der wichtigsten Ressourcen der Zukunft, dem Erdgas, zu verschaffen. Für die Süddeutsche Zeitung ist gar der Zeitpunkt gekommen, einen „Nachruf auf Nabucco“ — so der Name des Pipeline-Projekts vom Kaspischen Meer über die Türkei nach Europa — zu schreiben.
Dem Projekt, das schon in das russische Konkurrenzprojekt South Stream in die Zange genommen ist und dem es an Kapital sowie Abkommen mit einigen der Zuliefererländer fehlt, könnte jetzt das endgültige Aus drohen. Nach Berichten des deutschen Nachrichtenmagazins Focus will sich ausgerechnet der Chefplaner des Projekts, der deutsche Energiekonzern RWE, aus dem Konsortium aussteigen. Der österreichische Konzern OWE könnte die Anteile der Deutschen (16,67 Prozent) aufkaufen. Die Süddeutsche Zeitung kommentiert:
Das Fiasko zeigt, wie wenig Europa der Vormachtstellung Russlands bei Rohstoffen entgegenzusetzen hat. Die Pipeline gilt längst auch als Beispiel einer gescheiterten gemeinsamen Industrie- und Energiepolitik Europas. Denn sie wurde zwar mit vielen Worten, aber wenig finanzieller oder konkreter politischer Unterstützung gefördert.