Am 5. Dezember stellte die nichtstaatliche Organisation Transparency International ihren Bericht 2012 über dieweltweite Wahrnehmung der Korruption vor. Ohne Überraschung teilen sich Finnland und Dänemark den besten Platz der Rangliste. Ebenfalls ohne Überraschung liegen Somalia und Nordkorea auf dem letzten Platz. Unter den EU-Ländern ist Griechenland am schlechtesten platziert – an der 94. Stelle, zusammen mit Dschibuti und Kolumbien –, 19 Plätze hinter dem vorletzten EU-Staat, Bulgarien. Diese Einstufung sei „völlig falsch“ und „nicht überzeugend“, findet To Vima, denn „Transparency International ermittelt nicht über das Problem, sondern übernimmt die Eindrücke der Bürger“. Weiter meint die Tageszeitung aus Athen:
Was hätten die Bürger denn anderes sagen können, in dieser Zeit der schweren Krise, des Memorandums [über die Schuldentilgung, das mit dem IWF, der EU und der EZB unterzeichnet wurde] und einer beispiellosen Rezession, in welcher die öffentliche Meinung mit negativen Nachrichten und endlosen Anspielungen auf wirtschaftliche Skandale bombardiert wird? Das bedeutet aber nicht, dass die Korruption sich verschlimmert oder verstärkt hätte: Wie könnte es mehr Korruption geben in einem Land, in dem sich die Wirtschaft im Zusammenbruch befindet, die Rezession bis zu sieben Prozent ausmacht, die Banken gelähmt und alle Bauarbeiten auf Eis gelegt sind? Dieser Bericht hat ganz offensichtlich weder Hand noch Fuß. Es wird also Zeit, diesem luxuriösen Unsinn, der sich hinter nichtstaatlichen Organisationen wie Transparency International verbirgt, ein Ende zu setzen. Sie führen uns alle an der Nase herum. Die Regierung muss schnellstens reagieren.
Kostas Bakouris, der Präsident der griechischen Abteilung der nichtstaatlichen Organisation, widerlegt diese Meinung allerdings. Im Guardian erinnert er daran, dass gerade letzte Woche die Europäische Kommission und Transparency International Griechenland
in Athen einen Plan vorstellten, um gegen die Korruption im Land vorzugehen. Wenn man den CPI (Corruption Perception Index, dt.: Index der Wahrnehmung der Korruption) betrachtet, dann müssen die vorgestellten Initiativen gegen die Korruption baldigst umgesetzt werden.
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