Der Aufstieg der Zombie-Unternehmen

Veröffentlicht am 10 Januar 2013 um 15:07

Europa steht mitten in einer Revolution der „Zombie-Unternehmen“. Hunderttausende von Firmen, die aufgrund ihrer kolossalen Schulden eigentlich hätten schließen müssen, klammern sich an ihr Zahlungsvermögen anhand von „Regierungsbeiständen, einer ultra-lockeren Geldpolitik und oft auch der seit Anfang der Krise bestehenden Abneigung der Kreditgeber, notleidende Kredite abzuschreiben“, beklagt die Financial Times.

Die Wirtschaftszeitung zitiert dazu einen Wirtschaftsberater: „Der Grundsatz des Kapitalismus, laut welchem manche schlecht gehende Unternehmen scheitern müssen, um Platz für neue und bessere zu machen, wird gerade umgeschrieben.“ Jede zehnte britische Firma kann nur ihre Kreditzinsen abbezahlen, nicht aber ihr Kapital. Weiter heißt es:

In manchen Teilen Europas sind die Probleme anscheinend noch schlimmer. Die niedrigsten Insolvenzraten für 2011 stammen aus Griechenland, Spanien und Italien, den drei Ländern, deren Wirtschaft am meisten gelitten hat. Nur knapp 30 von 10.000 Unternehmen machen in diesen Ländern Bankrott – und das, während doch fast jede dritte Firmengruppe Verluste schreibt.

Den so genannten Zombie-Unternehmen wird die Schuld an Europas schwachem Wiederaufschwung gegeben. Es wird befürchtet, in der EU könne dasselbe passieren wie in Japan: Dort führten niedrige Zinssätze, eine lockere Politik von Seiten der Regierung und der Widerwille der Banken, ertraglose Firmen zwangsversteigern zu lassen, zu jahrzehntelangem schwachem Wachstum. Die Zeitung schreibt weiter:

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In den USA, wo die Philosophie der „kreativen Zerstörung“ vorherrscht, ist die Insolvenzrate seit Beginn der Krise schnell angestiegen. Doch in Europa war dies weit weniger der Fall, da sich die politischen Entscheidungsträger hier stärker darauf konzentrierten, Arbeitsplätze zu schützen, als die Leistungskraft anzukurbeln.

Die Zeitung zitiert einen Schuldenexperten:

Europa ist wie ein Waldboden, der mit Unkraut zuwächst. Schößlinge, die eine Chance hätten, zu Bäumen zu werden, bekommen nicht genug Nährstoffe und Licht. Was Europa braucht, ist ein Feuer, das es vom Unterholz befreit.

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