Der Euro-Lazarus-Effekt

Veröffentlicht am 1 Februar 2013 um 15:51

„Die Eurokrise beruhigt sich wieder und lässt die [meisten] angelsächsischen Gesichter ziemlich dumm aussehen“. Mit diesen Worten kommentiert Philip Stephens in der Financial Times die Nachricht, dass die angeschlagene Währung erstmals seit vierzehn Monaten wieder über 1,36 Dollar gestiegen ist.

Diese Neuigkeit nährt nicht nur die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Konjunkturflaute, sondern zeigt auch, dass „Briten und Amerikaner die Fraktion der Schwarzmaler meisterhaft anführten“, meint Stephens, fügt aber dennoch hinzu, dass die EU nach wie vor ernsthafte wirtschaftliche Probleme wie das schwache Wachstum, die chronische Arbeitslosigkeit und die öffentliche Schuldenlast bewältigen muss.

Wie sich nun herausstellt, waren die Prognosen eines möglichen Untergangs der Einheitswährung stark übertrieben.

Schaut man sich genau an, wo die Untergangspropheten versagt haben, erkennt man, dass sie —

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ganz offensichtlich irrtümlicherweise glaubten, Europas Politikern mangele es an der nötigen politischen Willensstärke, um die Dinge am Laufen zu halten... Hinter all den Sparmaßnahmen, Rettungspaketen und neuen Finanzierungsmechanismen verbarg sich ernsthafte Entschlossenheit.
Während einer ganz besonders schwierigen Phase im vergangenen Jahr erklärte ein deutscher Beamter, wie glücklich er sei, dass Großbritannien nie der Eurozone beigetreten ist. Wäre es beigetreten, hätte es schließlich bei der ersten übelriechenden Brise Reißaus genommen.

Für Stephens gibt es aber auch noch einen zweiten Grund dafür, dass die Pessimisten sich so schändlich geirrt haben: Sie haben keine Sekunde für möglich gehalten, dass das Euro-Modell anpassungs- und folglich überlebensfähig sein könnte.

Laut der Pessimisten hatte die Eurozone keine Wahl: Entweder würde sie sich zu einer wirtschaftlichen und politischen Union entwickeln – den Vereinigten Staaten von Europa –, oder sie sei verloren. Und weil weder Deutschland, noch Frankreich und auch alle anderen Staaten nicht bereit waren, ihre nationalen Identitäten aufzugeben, lag die Vermutung doch sehr nahe, der Euro habe keine Zukunft. Natürlich kann niemand sicher sein, dass die Währung ewig bestehen wird... Jedoch wissen wir nun wenigstens, dass die Politiker nicht aufgeben werden, ohne einen ziemlich erbitterten Kampf geführt zu haben.

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