„Jeder für sich“, titelt die Gazeta Wyborcza und resümiert damit die Ansichten des britischen Premierministers David Cameron über die EU, die er in einem Interview mit fünf europäischen Tageszeitungen erklärte: Le Monde , El Mundo , Il Sole 24 Ore, die Süddeutsche Zeitung und die Gazeta Wyborcza.
Seiner Meinung nach muss die EU angesichts der Konkurrenz der aufsteigenden Wirtschaftsmächte wie China, Indien oder Malaysia „offener und flexibler“ sein. Die Warschauer Tageszeitung schreibt:
Das Wort „flexibel“ kam im Gespräch mehrmals vor. Es gehört zu einer Vision Europas, in welcher „nicht jeder in Europa zur selben Zeit dasselbe tut“. Heute, so Cameron, gehört Großbritannien nicht zum Schengenraum und Polen und Schweden nicht zur Eurozone.
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Die GW schreibt, Camerons Rede im Januar, in der er zu einer Reform der EU aufrief habe bei den europäischen Politikern Befürchtungen geweckt, dass sich nun auch andere Länder einzelne Bestandteile der EU-Mitgliedschaft herauspicken wollen und damit die Union unterhöhlen könnten.
Christopher Hope, der ranghohe politische Korrespondent des Daily Telegraph, hatte bei Camerons Interview das Gefühl einer „Entschuldigung“. Zugleich habe sich seine Absicht, mit dieser Rede die Euroskeptiker zum Schweigen zu bringen, die etwa in der UK Independence Party (Ukip) zugange sind, nicht erfüllt.
Die Tatsache, dass Cameron kaum drei Monate später [seine EU-Reformstrategie noch einmal wiederholen musste], und das in fünf Sprachen, beweist, dass die Bloomberg-Rede ein Fehlschlag war und auch der Aufstieg der Ukip [...] kaum aufgehalten wurde.