Krise in Spanien, Pessimismus in Frankreich

Veröffentlicht am 7 Mai 2013 um 13:42

Drei von vier Europäern glauben, dass „das Schlimmste der Krise noch bevorsteht”. Mit diesen Worten fasst El País eine Studie zusammen, die am 7. Mai von verschiedenen europäischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. Die Umfrage wurde im April in sechs EU-Ländern (Deutschland, Spanien, Frankreich, Polen und Großbritannien) durchgeführt und hält einige Überraschungen bereit, bemerkt das Blatt:

Paradoxerweise sind die Spanier am optimistischsten: Immerhin 40 Prozent der Befragten denken, dass sich ihre Lage in einem Jahr verbessern wird, während 60 Prozent vom Gegenteil überzeugt sind. [...] Der hartnäckige Glaube daran, dass es nicht unbedingt noch schlimmer kommen wird, erklärt sich vermutlich aus der Tatsache, dass bereits viele Opfer gebracht wurden und sich die Lage nicht noch weiter verschlechtern kann.

„Dies ist das einzig ermutigende Ergebnis für Spanien“, fährt El País fort, denn die Spanier stünden den Reformen und Sparmaßnahmen „am misstrauischsten“ gegenüber: 76 Prozent denken, dass diese sich schlecht auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Gefolgt werden die Spanier von den Italienern, die zu 71 Prozent die Sparmaßnahmen ablehnen:

Insgesamt teilen mehr als die Hälfte aller Europäer diese Meinung und hinterfragen die Vorteile des Wandels für die Zukunft. Einzig die Polen versprechen sich mit überwältigender Mehrheit (76 Prozent) einen langfristigen Nutzen von der Sparpolitik.

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Doch die Palme des Pessismisus geht an Frankreich, betont Le Monde:

Im Durchschnitt haben 92 Prozent aller Europäer ein schlechtes Gefühl, was ihre persönliche und die Zukunft ihrer Mitbürger angeht. In Frankreich sehen sogar 97 Prozent aller Haushalte die Zukunft schwarz. [...] Und vor allem: 85 Prozent der Franzosen denken, dass sich im kommenden Jahr alles weiter verschlechtern werde, während europaweit der Wert bei 75 Prozent liegt.

Für die Tageszeitung zeigt dies, dass „diese Depression das Zugehörigkeitsgefühl der Franzosen zu den Ländern Südeuropas stärkt.“

Dennoch wird [die Depression] nicht von einer radikalen Ablehnung der Union begleitet: Die EU-Zugehörigkeit ist für 55 Prozent aller Franzosen ein Plus, während 57 Prozent der Deutschen in ihr einen Nachteil sehen.

Auch wenn „die befürchtete Katastrophe, die vom vorherrschenden Diskurs noch angeheizt wird, derzeit noch eine Wahnvorstellung ist [...], so zeugt doch all dies von Ängsten, die über die Wirtschaftskrise hinausgehen. [...] An der Spitze der Ängste steht nicht der Verlust des Jobs, sondern die Angst, nicht in Würde altern (47 Prozent) oder sich keine korrekte medizinische Versorgung mehr leisten zu können( 25 Prozent).“

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