Gemeinsame Agrarpolitik

Grüner. Und auch gerechter?

Veröffentlicht am 27 Juni 2013 um 14:04

Cover

„Auf zu einer etwas grüneren Agrarpolitik”, verkündet La Libre Belgique am Folgetag des Abkommens zwischen der Kommission, dem Parlament und dem Europäischen Rat zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Das am 26. Juni in Brüssel geschlossene Abkommen mit einem Budget von 53 Milliarden Euro jährlich sieht vor, 30% der Subventionen an die Einhaltung von Umweltschutzmaßnahmen zu binden. Dazu gehört zum Beispiel die Anbaudiversifizierung.

Dennoch schreibt die Tageszeitung in ihrem Leitartikel:

Angesichts der mehrfachen Vorbehalte von Seiten der Europäischen Parlamentarier und der Mitgliedstaaten gibt sich die neue GAP ziemlich „à la carte“. Sie enthält so viele Sonderverfügungen, dass sich jedes Land seine Agrarpolitik maßschneidern kann. Es tritt nicht zu Tage, ob sie dabei an Kohärenz und Lesbarkeit gewinnt oder dem europäischen Geist zuträglich ist.”

Das Beste vom europäischen Journalismus jeden Donnerstag in Ihrem Posteingang!

In Rumänien berichtet die Internetseite Hotnews, dass die Reform einige ungerechte Maßnahmen aufhebt wie die „Subvention von Flughäfen und Golfclubs, die landwirtschaftlichen Boden besitzen.” Außerdem sieht sie eine gerechtere Verteilung der Fördergelder vor (bis 2019 soll jedes Mitgliedsland mindestens 75% des europäischen Durchschnitts erhalten). Junge Landwirte sollen zudem in den ersten fünf Jahren eine gesonderte Unterstützung bekommen und es sollen spezielle Wettbewerbsregelungen festgelegt werden.

Público freut sich über die Erhöhung der Fördergelder für portugiesische Landwirte. Hierbei handelt es sich „über die tiefgreifendste Reform der GAP der letzten zehn Jahre“, selbst wenn „sie nicht die sonderbaren Verzerrungen der Gemeinsamen Agrarpolitik aus dem Wege schafft.” Die portugiesische Tageszeitung stellt sich die Frage, ob die neuen Maßnahmen eine GAP wieder ins Gleichgewicht bringen können, die nicht gerade ein Muster der Gerechtigkeit gewesen ist und „es nicht geschafft hat, die Länder mit der rückständigsten Landwirtschaft auf das Niveau derer mit der fortschrittlichsten anzuheben”:

In Zukunft werden diejenigen, die immer mehr Subventionen erhielten, weniger bekommen, und diejenigen, die bis jetzt dürftiger weggekommen sind, tiefer aus dem Topf schöpfen. Das Problem ist, dass diese Reform hinkt. 2019 bekommt ein portugiesischer Bauer durchschnittlich 610 Euro Subventionen im Jahr, während ein dänischer Bauer das Recht auf 910 Euro hat. Insgesamt wird Portugal weniger Finanzbezüge bekommen als im letzten Zyklus der Finanzplanung vorgesehen. Anschließend muss man sehen, inwiefern die Umweltschutzanforderungen die konkurrenzfähigsten Unternehmen wie die Tomaten- oder Maiskonzerne in Mitleidenschaft ziehen.

Tags
Interessiert an diesem Artikel? Wir sind sehr erfreut! Es ist frei zugänglich, weil wir glauben, dass das Recht auf freie und unabhängige Information für die Demokratie unentbehrlich ist. Allerdings gibt es für dieses Recht keine Garantie für die Ewigkeit. Und Unabhängigkeit hat ihren Preis. Wir brauchen Ihre Unterstützung, um weiterhin unabhängige und mehrsprachige Nachrichten für alle Europäer veröffentlichen zu können. Entdecken Sie unsere drei Abonnementangebote und ihre exklusiven Vorteile und werden Sie noch heute Mitglied unserer Gemeinschaft!

Sie sind ein Medienunternehmen, eine firma oder eine Organisation ... Endecken Sie unsere maßgeschneiderten Redaktions- und Übersetzungsdienste.

Unterstützen Sie den unabhängigen europäischen Journalismus

Die europäische Demokratie braucht unabhängige Medien. Voxeurop braucht Sie. Treten Sie unserer Gemeinschaft bei!

Zum gleichen Thema