Die neue britische Finanzaufsichtsbehörde hat diesen Sommer vor dem Hintergrund einer von der Regierung unterstützten „kritischeren Haltung gegenüber Europa“ erstmals offizielle EU-Richtlinien abgelehnt und lockerere Regeln für Banken und Börsenmakler eingeführt, schreibt die Financial Times.
Die im April dieses Jahres gegründete Financial Conduct Authority (FCA) hatte bereits angedeutet, sie würde nicht mit zwei Teilen der EU-Bankenrichtlinie einverstanden sein. Im Mai kündigte sie an, sie würde den Regeln über Leerverkäufe der Europäischen Wertpapier- und Finanzmarktaufsichtsbehörde (ESMA) nicht zustimmen. Diese Verordnung stieß auch in Deutschland, Dänemark, Frankreich und Schweden auf Ablehnung. Am 15. August meinte die FCA schließlich, sie sei gegen eine Bestimmung, die es Banken verbieten würde, gleichzeitig alternative Investmentfonds zu verwalten und Maklerdienste anzubieten.
Das ist derzeit der letzte Zankapfel in einer langen Reihe von strittigen Fragen über die Regulierung der Finanzdienstleistungen, einem wichtigen Element der britischen Wirtschaft, die Brüssel und die Londoner City entzweien.
Dem Wirtschaftsblatt zufolge sollen „sowohl die FCA als auch der britische Finanzminister den Streit mit Europa über die Regulierung des Finanzsektors“ herunterspielen, da die ESMA den Mitgliedsstaaten das Recht einräumt, die Regeln nicht zu billigen.
Mehrere Londoner Banker und Vermögensverwalter meinen, die neue Einstellung der FCA sei mit der kritischeren Haltung der britischen Regierung gegenüber Europa verbunden. [...] In der City hofft man derweilen, dass Großbritannien auch andere EU-Verordnungen wie die unerwartet strengen Regeln bezüglich der Prämienzahlungen ablehnen könnte.