Pharmaindustrie

Europäer als Versuchskaninchen

Veröffentlicht am 23 Dezember 2010 um 08:26

Das ist „die nächste Etappe der Globalisierung, und es gibt gute Gründe, dies abzulehnen“, stellt Vanity Fair fest. Zunehmend testen amerikanische Pharmakonzerne neue Medikamente an Menschen im Ausland, ohne die notwendigen Sicherheitsgarantien. Dieser Trend betrifft Länder der Dritten Welt, aber auch Europas, präzisiert die Monatszeitschrift aus New York. Im Zeitraum von 2004 und 2007 sank der Anteil der in den USA durchgeführten klinischen Studien um 5,2 Prozent, während der Anteil der Studien in den osteuropäischen Ländern um 16, in Asien um 12 und in Lateinamerika um 10 Prozent gestiegen sei.

Der Vorteil für die Laboratorien läge darin, so Vanity Fair, dass die Tests unter weniger strengen Auflagen kostengünstiger durchgeführt würden, um schnell positive Testergebnisse zu bekommen, welche „die amerikanische Food and Drug Administration glauben machen, dass die Medikamente wirksam und sicher für den amerikanischen Verbraucher sind“. 2008 wurden 80 Prozent der neuen Moleküle, die der FDA zur Zulassung unterbreitet wurden, im Ausland getestet. Von den 58.788 Studien wurden 876 in Rumänien, 589 in der Ukraine, und 716 in der Türkei durchgeführt. Estland, Polen, Russland, Litauen, die Slowakei und Kroatien sind ebenfalls bei den Konzernen beliebt.

Manchmal gehen diese Tests ohne strenge Kontrollen tödlich aus. Das Magazin berichtet von einem Fall aus dem polnischen Grudziaz (dt.: Graudenz). Dort wurde ein Grippeimpfstoff in einem Obdachlosenasyl getestet. Die Testpersonen erhielten zwei Dollar und „glaubten eine ganz normale Grippeimpfung zu bekommen, was nicht stimmte. Mindestens zwanzig Menschen sind gestorben.“

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