Der griechische Premierminister Alexis Tsipras hat sich am 23. März zu seinem offiziellen Antrittsbesuch nach Berlin begeben, berichtet Efimerida Ton Syntakton. Ziel dieser Dienstreise ist die Wiederherstellung eines von Vertrauen geprägten Klimas zwischen Deutschland und Griechenland sowie die Auflösung des Misstrauens, das sich in den vergangenen Wochen zwischen den beiden Parteien verstetigt hat.
Die griechische Tageszeitung schreibt: „Alexis Tsipras erschien klar und bestimmt, als er seine Positionen zum Ausdruck gebracht hat. Er hat keine Angst vor der Repräsentantin des EU-Motors, er verhielt sich tadellos höflich gegenüber der Kanzlerin, als sie ihn empfing.“ Einerseits „leugnete er nicht die Notwendigkeit, den Öffentlichen Sektor zu modernisieren und die Steuerflucht abzustellen“, aber andererseits hatte er auch „den Mut offen auszusprechen, dass die Griechen nicht die alleinigen Verantwortlichen“ für ihre aktuelle Situation sind.
Die europäische Presse ihrerseits ist weniger wohlmeinend. So meint die in Barcelona erscheinende Zeitung El Periódico de Catalunya, dass Tsipras endlich begriffen hat, dass er keinen Schritt vorankommen kann, ohne das Entgegenkommen seiner europäischen Amtskollegen. Die spanische Tageszeitung präzisiert, dass die griechische Regierung „zwei Monate nach ihrem Wahlsieg und nachdem sie ihr Gebaren zur Schau getragen hatte, mit dem sie den Zorn der europäischen Institutionen auf sich zog“ verstanden hatte, „dass sie sich mit der deutschen Kanzlerin arrangieren sollte.“ Die Zeitung meint, dass das Ziel darin bestünde, die Unterstützung von Angela Merkel zu erhalten, was ein schwieriges Unterfangen sei, das „von den anderen europäischen Partnern wie Spanien oder Portugal mit sehr skeptischem Blick hinsichtlich der kleinsten Zugeständnisse, die Griechenland gewährt würden, begleitet werden.“
Dagens Nyheter in Schweden schreibt dass der Kampf noch nicht von vornherein verloren ist, dass Tsipras aber beweisen müsse, dass er verstanden hat, etwas in Griechenland ändern zu müssen, wenn er die Bedrohung eines „Grexit“ abwenden möchte. Die schwedische Tageszeitung warnt, dass

der Euro den Austritt von Griechenland aus der Euro-Zone verkraften kann. Brandmauern wurden bereits errichtet und die Privatgläubiger sind weltweit vom Radar verschwunden. … Politisch allerdings wäre ein Grexit ein echter Rückschlag für Europa. Selbst wenn kein anderes Land das gleiche erleide wie Griechenland, veranschauliche es [dennoch], dass ein Ausschluss aus der Euro-Zone möglich ist.”
Dieser Artikel wurde unter anderem durch die Unterstützung von euro|topics ermöglicht.
Deutsche Übersetzung von Karen Gay-Breitenbach, DVÜD

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