In Brüssel erwähnt man schon den Fall des berühmten pädophilen Mörders, so sehr könnte diese beispiellose Angelegenheit die belgische Justiz erschüttern: Die Kriminalpolizei der Hauptstadt hat sich an den Justizminister gewandt und mehreren hohen Staatsanwälten Korruption vorgeworfen. Unter den Angeklagten ist auch die Vorsitzende des Brüsseler Handelsgerichts Francine De Tandt. Die Affäre wurde von mehreren Anwälten aufgedeckt, die De Tandt vorwerfen "Urteile auf Bestellung verhängt zu haben", erklärt De Morgen. Die Brüsseler Tageszeitung weist darauf hin, dass es "überaus ungewöhnlich ist, dass sich die Kriminalpolizei direkt an die Justizbehörde wendet", aber dass ihr keine andere Wahl blieb, weil es "stichfeste Indizien dafür gibt, dass andere hohe Staatsanwälte die Angelegenheit vertuscht haben".
Für De Morgen handelt es sich um eine "unter dem Brüsseler Gericht liegende Bombe". "Wenn sie sich auf unser gesamtes Justizsystem ausweitet, sind die Gefängnisausbrüche der letzten Woche nur noch Nebensache", meint die Zeitung. Erweisen sich die Anschuldigungen als richtig, sieht die Tageszeitung "enorme Auswirkungen voraus: Alle, die von der angeklagten Richterin verurteilt wurden, können ihr Urteil anzweifeln und Entschädigungen fordern". Aber vor allem "steht hier die Glaubwürdigkeit der ohnehin schon angeschlagenen Justizeinrichtung auf dem Spiel", resümiert La Libre Belgique.