The Guardian vom 19. August 2009

Tripolis' Vertrag: "Öl gegen Terroristen"

Veröffentlicht am 19 August 2009 um 13:14
The Guardian vom 19. August 2009

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Verschiedene Mitglieder des EU-Parlaments werfen Gordon Brown vor, in aller Schnelle einen Vertrag mit Libyen abschließen zu wollen, welcher die Rückführung des Lockerbie-Attentäters einleiten könnte. The Guardian bringt diese Schlagzeile mit den Bemühungen der Briten, ihre Öl-Interessen zu schützen, in Verbindung. In der Zeitung ist auch noch ein anderer Artikelzu lesen, in welchem von den seit 2005 immer wärmer werdenden britischen diplomatischen Beziehungen mit dem Öl-Staat die Rede ist. Auch wird ein BP-Sprecher zitiert, der behauptet, dass die Geschäfte mit Libyen "in den nächsten zwei Jahrzehnten über 20 Milliarden Dollar" ausmachen könnten. Das dem Parlament angegliederte Menschenrechtskomitee hat darauf gedrängt, dass der Vertrag überprüft wird. Man behauptet, dass man sich einer der Öl-reichsten Nationen Afrikas wohl eilig annähern will und dabei wenig Zeit hat, sich für Fragen wie die Menschenrechte zu interessieren.

Die Entscheidung, Abdelbaset Al-Megrahi freizulassen endete diese Woche mit Auseinandersetzungen. Der schottische Justizminister Kenny MacAskill will in der nächsten Woche entscheiden, ob der an Prostatakrebs im Endstadium leidende Al-Megrahi zurückgeführt werden soll. Die Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika, Hilary Clinton, arbeitete sich mühsam durch die Diskussionen hindurch und kontaktierte MacAskill persönlich, um sich gegen die Befreiung Al-Megrahis einzusetzen. Schon im Vorfeld hatte The Guardian diesen Verdacht geregt. Vor allem nachdem die Berufung und der Antrag auf Freilassung vor dem schottischen Gericht auf mysteriöse Art und Weise fallengelassen wurden. Für einige bestätigte dies nur die ohnehin kursierenden Vermutungen, die davon ausgehen, dass der britische Handelskommissar Peter Mandelson und der Sohn von Oberst Gaddafi sich auf der griechischen Insel Korfu getroffen haben, wo Mandelson seinen Urlaub verbrachte, um das Geschäft dort abzuschließen.

Bei dem Bombenanschlag auf das Flugzeug, welches sich 1988 auf dem Weg von London nach New York befand, starben 270 Menschen. Es stürzte auf die in Schottland liegende Ortschaft Lockerbie. Abdelbaset Al-Megrahi ist heute 57 Jahre alt. 2001 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, obwohl noch immer Zweifel daran bestehen, ob es sich um eine gerechte Verhandlung gehandelt hat.

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